Soziale Ungleichheit und Soziale Strukturen
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Theorie 2 - Theorien des Performativen

15219 - Übung

Robert Jende, M.A.

Di. 16-18 Uhr c.t., Konradstr. 6, 108
Beginn: 18.10.2016   Ende: 07.02.2017

Was geschieht eigentlich, wenn ein Polizist zu jemandem sagt: „Sie sind verhaftet.“ oder ein Standesbeamter zu zwei ihm gegenüber stehenden Menschen: „Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau.“? Sie verändern die Wirklichkeit indem sie etwas sagen. In seiner zum Klassiker avancierten Sprechakttheorie How to do things with Words weist John L. Austin darauf hin, dass man etwas tut, wenn man etwas sagt. Doch nicht nur Sprache ist durchzogen von Performativität.
Mit der performativen Wende in den Theaterwissenschaften seit den 60er Jahren rückt immer mehr das Ereignis in den Mittelpunkt künstlerischer Produktion. Nicht mehr das identifizier-, objektivier- und interpretierbare Werk zeigt sich als ein Ergebnis einer bestimmten Arbeit, sondern die körperliche Aufführung konstruiert soziale Wirklichkeit in einer selbstbezüglichen (autopoietischen) Dramatik. Das Performative löst im Vollzug die Grenzen zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Signifikant und Signifikat auf und transformiert durch den Modus des Miteinander-In-Beziehung-Tretens die beteiligten Akteure durch die Generierung gemeinsamer Erfahrung. Der ‚Zuschauer‘ wird in seiner leiblichen Ko-Präsenz selbst zum Ko-Produzenten von Wirklichkeit.
Wie lässt sich aus dieser Perspektive eine Gesellschaftstheorie begreifen, die das Alltagshandeln als performative Reproduktion und Transformation des Sozialen begreift? Die Fokussierung der Konstruktion der Sozialwelt auf ihren faktischen Vollzug verweist auf eine volatile Ordnungsbildung, welche stets mit der aporetischen Herausforderung konfrontiert ist, sich immer wieder dynamisch stabilisieren zu müssen.
Den Auftakt für die Übung bildet die Teilnahme an "The Greatest Show on Earth", einem internationalen zeitgenössischen Performance-Zirkus, der einen Tag vor offiziellem Vorlesungsbeginn am 16.10. um 16 Uhr in den Münchner Kammerspielen stattfinden wird (https://www.muenchner-kammerspiele.de/inszenierung/the-greatest-show-on-earth). Die Karten dafür kosten 6 Euro und müssen zunächst von den TeilnehmerInnen bezahlt werden. Bei regelmäßiger Teilnahme an der Übung wird das Geld zurückerstattet.

Bitte schreiben Sie mir eine E-Mail, ob Sie an der Performance-Show teilnehmen möchten - es wird empfohlen, da Erfahrungshorizont und Reflexionskarussell der Übung! -, damit die Vorbestellung geplant werden kann: Robert.Jende@soziologe.uni-muenchen.de

Literatur

  • Fischer-Lichte, Erika (2012): Performativität. Eine Einführung. Bielefeld: transcript
  • Mersch, Dieter (2002): Ereignis und Aura. Untersuchungen zu einer Ästhetik des Performativen. Frankfurt am Main: Suhrkamp
  • Volbers, Jörg (2014): Performative Kultur. Eine Einführung. Wiesbaden: Springer VS

Bemerkung

Anwesenheitspflicht in der 1. Veranstaltungsstunde! Sollten Sie aus triftigen Gründen nicht teilnehmen können, so informieren Sie den/die Dozenten/Dozentin rechtzeitig. Unentschuldigtes Fehlen in der 1. Veranstaltungsstunde bedeutet automatisch den Verlust des Kursplatzes.

Voraussetzungen

  • regelmäßige und aktive Teilnahme
  • kontinuierliche Lektüre der Literatur

Leistungsnachweis

  • Hausarbeit