Soziale Ungleichheit und Soziale Strukturen
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Theorie 3 - Leben in der total verwalteten Welt? Zur Gesellschaftstheorie der alten kritischen Theorie

Alexandra Schauer, M.A.

Übung BA

Als ältere kritische Theorie wird ein intellektueller Kreis im Umfeld des 1923 begründeten Frankfurter Instituts für Sozialforschung bezeichnet, zu dessen bekanntesten Vertretern Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Erich Fromm, Max Horkheimer, Siegfried Kracauer, Herbert Marcuse, Leo Löwenthal und Friedrich Pollock gehören. Die Bezeichnung geht auf einen programmatischen Aufsatz des Leiters des Institut zurück: In Abgrenzung zur »traditionellen Theorie«, die sich - wie prominent die 1909 begründete Deutsche Gesellschaft für Soziologie - auf das Postulat der »Werturteilsfreiheit« stützte, wollte die kritische Gesellschaftstheorie das »enfaltetes Existenzialurteil« der Gesellschaft sein. Das schloss nach Horkheimer zwei Aufgaben ein: Zum einen galt es, die gesellschaftliche Totalität in ihrer historischen Gewordenheit und den in sie eingeschriebenen Widersprüchen zur Darstellung zu bringen. Als erkenntnisleitenden Interesse lag dabei die - heute erneut an Aktualität gewinnende - Frage zu Grunde, warum die Gesellschaft, »anstatt in einem wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt«. Zum anderen wollte die kritische Theorie angesichts der sich verhärtenden sozialen Verhältnisse aufzeigen, dass es so, wie es ist, nicht sein muss. Entstanden ist dabei ein interdisziplinäres Forschungsprogramm, das sich nicht nur um eine Verknüpfung von Philosophie, Gesellschaftstheorie und Sozialpsychologie bemühte, sondern das mit seinen empirischen Studien zugleich die Grundlagen der heutigen empirischen Sozialforschung gelegt hat.

Ziel der Übung ist es, einen Einblick zu gewähren in die Grundlagen einer kritischen Gesellschaftstheorie. Drei Fragen werden dabei im Zentrum stehen: Was ist der Begriff von Gesellschaft, der uns in den Analysen begegnet? Wieso greift die kritische Theorie zur Analyse dieser Gesellschaft auf einen interdisziplinären Ansatz zurück, der Philosophie und Gesellschaftstheorie, Ökonomie und Sozialpsychologie verbindet? Worin liegt die Aktualität dieser Perspektive für eine gegenwärtige Analyse der Gesellschaft?

Literatur

  • Max Horkheimer, Traditionelle und kritische Theorie, in: Gesammelte Schriften, Bd. 4, Frankfurt am Main: Fischer 1988, S. 162–216.
  • Theodor W. Adorno, Gesellschaft, in: Gesammelte Schriften, Bd. 8, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997, S. 9–19.
  • Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, Dialektik der Aufklärung, in: Gesammelte Schriften, Bd. 3, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997.
  • Walter Benjamin, Über den Begriff der Geschichte, in: Gesammelte Schriften, Bd. I.2, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1991, S. 691–704.
  • Walter Benjamin, Paris, die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts, in: Gesammelte Schriften, Bd. V, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1991, S. 45–59.
  • Siegfried Kracauer, Die Angestellten, in: Werke, Bd. 1, Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 211–310.
  • Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch. Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft, in: Schriften, Bd. 7, Springe: zu Klampen 2004.